Zentrum für Kriminologische Forschung Sachsen

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Resozialisierung mit Arbeit in den JVAs / JSA

Inhaftierte Arbeit: Erfahrungen von Strafgefangenen während und nach der Haft

Was bedeutet es, im Gefängnis zu arbeiten?

Arbeit stellt oft die Hauptbeschäftigung von Strafgefangenen dar, auch in Sachsen, einem der wenigen Bundesländer, die Gefangene nicht zwingend zur Arbeit verpflichten. Die Struktur des Gefängnislebens dreht sich oft um die Arbeit. Arbeit ist ein zentraler Bestandteil des Resozialisierungskonzepts, welches darauf abzielt, Gefangene auf ein straffreies Leben nach der Entlassung vorzubereiten. Durch die Arbeit sollen Disziplin und Fähigkeiten erlernt werden, die bei der Sicherung eines künftigen Arbeitsplatzes hilfreich sein können. Außerdem stehen dem Strafgefangenen durch die Arbeit zusätzliche wirtschaftliche Mittel zur Verfügung. Diese Einnahmen soll es den arbeitenden Strafgefangenen ermöglichen, ihre Angehörigen außerhalb der JVA zu unterstützen. Allerdings sind die Löhne in der Praxis oft zu niedrig, um dies in nennenswertem Umfang zu ermöglichen. Stattdessen wird ein Großteil der Einnahmen aus dem Strafgefängnis dazu verwendet, die eigene Zeit im Gefängnis zu finanzieren, um beispielsweise die Kosten von Telefongesprächen und „Luxusartikel“ wie Tabak und Kaffee zu decken.

Das Ideal, Kompetenzen durch Arbeit zu vermitteln, wird durch den Wandel der Bedeutung und der Form der Arbeit in der Gesellschaft in Frage gestellt, denn digitale Fertigkeiten und die Fähigkeit, aus der Ferne zu arbeiten, gewinnen in der Diskussion über die Zukunft der Arbeit zunehmend an Bedeutung. Die Aufteilung zwischen verschiedenen Arten von Arbeit und Berufsausbildung in der JVA zeigt jedoch zumindest das Potenzial für Flexibilität und Anpassung in der Welt der Gefangenenarbeit.

Es gibt noch wenig Informationen darüber, wie Strafgefangene ihre Arbeit in der Haft sehen und erleben, wie diese Arbeit mit ihren eigenen Erfahrungen oder Fähigkeiten zusammenhängt oder wie sie sich auf ihre Zukunftsplanung oder ihre Fähigkeit auswirkt, die verschiedenen Herausforderungen nach der Entlassung zu bewältigen, insbesondere in Bezug auf die Arbeitssuche.

In diesem Projekt soll untersucht werden, welche Bedeutung die Arbeit und das damit verdiente Geld für Strafgefangene hat. Dabei sollen sowohl die Erfahrungen der Strafgefangenen mit der Arbeit in der JVA als auch die Beziehung zu ihren früheren Arbeitserfahrungen vor der Inhaftierung und ihre Erwartungen an eine zukünftige Beschäftigung nach der Entlassung untersucht werden. Dafür sollen Interviews mit mit Erstinhaftierten und bereits Inhaftierten geführt werden. In diesen narrativen Interviews werden die Verbindungen zwischen persönlicher Identität und Arbeit erforscht. Es soll betrachtet werden, inwieweit Arbeit für die Fähigkeit, sich selbst zu definieren und sich in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft narrativ zu positionieren, zentral ist. Ziel des Projekts ist es, zur Konzeptualisierung von „Resozialisierung“ beizutragen, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Veränderungen und Entwicklungen in der Arbeitswelt.

Projektleitung: Aaron Bielejewski

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